Andacht zum Pfingstfest

Gott macht es wieder gut

„Was ist das Grüne in der Soße?“ – So fragt am Abend der Mann die Frau beim Abendessen. Er kennt die grüne Zutat nicht und will wissen, was er isst. Sie hört, dass sie eine schlechte Köchin ist. Der Abend ist gelaufen. Für beide. Mit dieser Geschichte erklärt Friedemann Schulz von Thun Kommunikation. Der Tonfall des anderen, die Erinnerungen an ähnliche Fragen, eigene Interessen, also das Eigenleben im Kopf, schaffen eine Wirklichkeit, die mit der Frage nach dem Grünen in der Soße nur noch bedingt zu tun hat.

So oder so ähnlich mag es zugegangen sein in der biblischen Erzählung vom Turmbau zu Babel. Ob das Essen anders war als sonst, ob die Steine in ungewöhnlicher Form bearbeitet wurden – ich weiß es nicht. Aber die Aufregung unter den Menschen, so lesen wir, hat zugenommen. Das große Missverstehen hat begonnen. Die Sprache des anderen ist fremd geworden. Die Bibelgeschichte weist dafür Gott die Schuld zu. Seine Taktik soll gewesen sein, den Menschen in seiner Hybris zu begrenzen. Mit Verantwortungszuweisungen ist das so eine Sache. Missverstehen können wir uns ganz gut – auch ohne Gott.

Aber können wir uns ohne Gott auch verstehen? Friedemann Schulz von Thun und andere Kommunikationspsychologen haben viel Arbeit darauf verwendet, unser Miteinander zu untersuchen. In der Tat hilft es, Abläufe im Gespräch zu kennen – eben, um nicht plötzlich in der Soße zu landen. Freilich: Mit Wissen allein ist es nicht getan. Wir brauchen Respekt voreinander, wir brauchen Zuwendung. Und wir brauchen etwas, das uns verbindet. Auch, wenn wir sonst sehr unterschiedliche Geschmäcker haben.

Hier greift die Gegenerzählung zum Turmbau ein. Zum Pfingstfest kehrt Gott das Nicht-Verstehen in Verstehen zurück. Ein Reset im menschlichen Miteinander.

„Was ist das Grüne in der Soße?“ Sie sagt lächelnd „Basilikum“. Das wirkt nun nicht der Heilige Geist, sondern der Geist, in dem wir miteinander umgehen. Der Heilige Geist, der tut noch mehr: Er hält Menschen, auch im Streit, beieinander und ermöglicht, dass sich die Wellen der Aufregung glätten. Im ersten Johannesbrief lesen wir deshalb auch: Gott hat uns Anteil gegeben an seinem Geist. Daran erkennen wir, dass wir mit ihm verbunden sind und er mit uns verbunden bleibt (1Joh 4,13).

Ein Logo begegnet uns seit einigen Wochen: ein unterbrochener Weg, der zusammengefügt wird und weiterführt. VON WEGEN steht da. Es ist das Logo des in drei Wochen in Görlitz stattfindenden Lausitz Kirchentages. Kirchentag hat sich schon immer dem Miteinander-Reden im offenen Diskurs, aber auch dem gemeinsamen Feiern des Gottesdienstes verpflichtet gefühlt. Unterschiedliches will zu einer Einheit finden. Und Menschen wollen sich mit dem Heiligen und Heilendem verbunden wissen. In der Welt immer wieder nötig!

Grüne Soße – nicht jeder und jedem schmeckt Basilikum. Nicht jede, nicht jeder ist eine gute Köchin, ist ein guter Koch. Dennoch gilt es, zusammen zu finden und zusammen zu bleiben.

Herzlich lade ich ein, zum Lausitz Kirchentag vom 24. bis 26. Juni 2022 nach Görlitz zu kommen. Das Programm gibt es online unter https://lausitzkirchentag.de oder gedruckt in der Superintendentur Löbau und am Kirchentagswochenende.

Antje Pech

Superintendentin des Ev.-Luth. Kirchenbezirkes Löbau-Zittau